Solidarische Landwirtschaft JETZT ! – einige Gedanken einer Nutzerin

Ich habe diese Solawi mit gegründet, vor 2 Jahren, 2018 im Frühjahr. Zum ersten April 2018 haben wir begonnen mit ca. 50 Solawisten die nun den Eschenhof unterstützen und von seiner Ernte profitieren.

Wer sich noch erinnert, der Sommer 2018 war dieser wahnsinnig tolle, dauersonnige Sommer, der uns hier toskanische Verhältnisse bescherte. Wochenlang konnten wir auf dem Balkon schlafen, ohne unser Lager dort auch nur einmal wegen dem Regen abbauen zu müssen – welcher Regen?

Des einen Freud ist des anderen Leid und so war es für die Landwirtschaft ein katastrophales Jahr, mit massiven Ernteeinbußen und zu wenige Gras auf den Wiesen, als Futter für die Kühe, schon im August musste das eigentlich für den Winter vorgesehene Futter zugefüttert werden. Das Gemüse, welches wir in unseren Kisten vorfanden, wäre gut als Bonsai Gemüse durchgegangen. Faustgroßer Rot- und Weißkohl, winziger Salat und Kohlrabi. Trotzdem wurden wir satt und es war genug für alle Solawi Mitglieder da.

Gleichzeitig entschieden wir Solawisten uns auf einen Liter Milch pro Woche zu verzichten uns so einen Teil des Defizits auszugleichen, welches durch den Kauf von Winterfutter entstanden war. Als finanzierender Teil der Hofgemeinschaft nehme ich ganz anderes Teil, an dem Anbaujahr. Gute oder schlechte Ernteerträge spiegeln sich sofort in meiner Kiste wieder. Der Bezug zu saisonalem Gemüse entsteht.

Und nun zwei Jahre später ist es wieder Frühling. Draußen beginnt alles zu grünen und blühen. Gleichzeitig haben wir Menschen uns Stubenarrest verordnet. Wir sind in unseren Wohnungen, treffen uns nicht wie sonst, bei diesem wunderbaren Wetter in Parks, an Seen, in den Gärten zum, Sonne tanken und Frühling leben. Wir tun das um uns zu schützen, aus Solidarität, mit denen, für die dieser Virus lebensgefährlich werden kann und für unser Gesundheitssystem, welches in den letzten Jahrzehnten unter Privatisierung, Gewinnoptimierung und Sparkursen gelitten hat und jetzt zu kollabieren droht.

Jetzt können wir erleben, welche Sicherheit es gibt, Teil einer Hofgemeinschaft zu sein, zu wissen, dass unsere Lebensmittelversorgung sicher gestellt ist.

Das ist gerade scheinbar nicht selbstverständlich. In den Läden braucht es manchmal zwei bis drei Anläufe, bis man Mehl, Hefe, Nudeln kaufen kann, vom viel beschrieenen Klopapier gar nicht zu reden. Und bei uns klingelt es einmal in der Woche und die Kiste, mit (fast) allem, was wir brauchen, steht vor der Tür! Welch ein Geschenk in dieser schwierigen Zeit!

In Zeiten von Krisen neigen wir alle dazu, uns auf unser wesentliches Umfeld zu beschränken. Geht es meiner Familie gut und ist sie sicher? Habe ich genug Essen hier für mich? Kann ich so leben und überleben? Man kann das während der Krise auf vielen Ebenen beobachten, ob es die EU ist, in der doch jedes Land erst Mal sich selber sortiert, ob es die Bundesländer sind, in denen jedes die für sich sinnvollsten Entscheidungen trifft, oder ob es die Lieferketten sind, die bei dem neuen Einkaufsverhalten eben nicht mehr immer Fülle und Wohlstand garantieren können (wobei wir von echtem Mangel sehr weit entfernt sind!)

So wird einmal mehr deutlich, wie gut es ist, Teil einer solidarischen Landwirtschaft zu sein, die mir meine Ernährung und Lebensgrundlage sichert, in Zeiten, in denen es für mich sonst schwieriger wäre; und der ich den Rücken stärken kann, mit meinen verlässlichen Beiträgen, wenn es dort eng und schwierig wird!

Die Nachfragen nach Belieferung mit der grünen Kiste an den Eschenhof sind in den letzten Tagen so viel geworden, dass es einen Aufnahmestopp geben musste, weil Packer*innen und Fahrer*innen es nicht geschafft hätten.

Wie schön wäre es, wenn von diesen Neukunden einige nicht nur in dieser Krise ihre eigene Versorgung mit gesunden Lebensmitteln inklusive Lieferung sicher stellen würden, sondern Teil dieser Solidargemeinschaft würden. Es ist ja möglich unterschiedliche Anteilsgrößen zu buchen und wenn man sich Flexibilität und eigene Einkaufswünsche nach dieser Krise erhalten will, kann man auch mit einem, oder einem halben Anteil einsteigen. Für den Hof geben die verlässlichen Solawibeiträge Planungssicherheit und die Möglichkeit, allen ein faires Gehalt zu zahlen. Diese Solidarität ist für einen landwirtschaftlichen Betrieb gerade in Zeiten des Klimawandels, in denen Starkregen, Dürre oder andere extreme Wetterereignisse die Ernte gefährden können, von unschätzbarem Wert. Die Abhängigkeit von Weltmarktpreisen bei Getreide lässt sich dadurch verringern und der Hof kann sich mit einer größeren Sicherheit an seine Zukunftsplanung machen.

Die Solawi freut sich darüber, dass jetzt so viel mehr Menschen die Produkte des Eschenhof über die grüne Kiste bekommen wollen und zu schätzen wissen! Umso mehr freuen wir uns, wenn wir nach dieser Krise unsere Mitgliedszahlen deutlich nach oben schnellen sehen und unsere Solidargemeinschaft immer größer wird.

Viele Grüße

Annemarie Selzer

Mitglied der Kerngruppe

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